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Schock

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Schock

Der Schock kann sich von Minuten (akut) bis zu Stunden/Tagen (subakut) aufbauen, es kommt zu Makro- und Mikrozirkulationsstörungen und es besteht immer ein Missverhältnis zwischen der Blutzufuhr und dem tatsächlichen Verbrauch der Zelle. Wird nicht rechtzeitig eingegriffen kommt es zu irreversiblen Organschäden oder Tod.

Einteilung/Ursachen
  • Kardiogener Schock: durch Herzversagen (Herzinfarkt, Angina pectoris, Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen, Hypertonie) => gestaute Halsvenen, fechte Rasselgeräusche beidseits
  • Hypovolämischer Schock: durch Verminderung der Blutmenge (z.B. Blutungen, Flüssigkeitsverluste: starkes Schwitzen, Durchfall, Erbrechen, Verbrennungen) => Exsikkosezeichen (Venen nicht sichtbar, stehende Hautfalten, eingesunkene Bulbi)
  • Septischer Schock: durch vermehrte Einschwemmung von Bakterien und damit Weitstellung der peripheren Gefäße (v.a. grammnegative Bakterien; generalisierte bakterielle Infektion)=> rosige Haut, Fieber (oder Hypothermie)
  • Endokriner Schock: Weitstellung der peripheren Gefäße durch hormonelle Fehlsteuerung; Diabetes mellitus, hyo-/hyperthyreotisches Koma, Morbus Addison
  • Anaphylaktischer Schock: durch eine Überempfindlichkeitsreaktion vom Soforttyp (I) und damit Weitstellung der peripheren Blutgefäße: Medikamente (Antibiotika, Kontrastmittel, Lokalanästhetika), Insektengifte
  • Neurogener Schock: durch Weitstellung der Gefäße bei Störungen im zentralen Nervensystem (Überreaktion des vegetativen Nervensystems: psychische Einflüsse, Verletzungen (Hirnstamm, Rückenmark), Vergiftungen) 
  • Toxischer Schock: Vergiftungen
Schockindex Je tiefer der Schock desto schneller wird der Puls und desto tiefer sinkt der Blutdruck. Nicht verwendbar bei kardiogenen Störungen mit stark verlangsamten Puls; außerdem kann der Wert bei Hypertonie gefälscht sein.

Pulsfrequenz/Min.: systolischen Blutdruck
  • normal: 0,5- 0,7
  • drohender Schock: 1
  • manifester Schock: 1,5
Schockgrade
  • Frühphase: beschleunigter Puls, blasse Haut, Blutdruck normal
  • kompensierte Phase: der Blutdruck sinkt unter 100 mmHg (die Diastole steigt), der Puls ist beschleunigt, schlecht tastbar, die Haut ist blass und kalt, es kommt zu einer verminderten Auswurfleistung des Herzens, Schweißausbruch
  • dekompensierte Phase: der Blutdruck sinkt weiter, der Puls ist sehr schnell/flach, die Atmung ist beschleunigt, der Betroffene unruhig, es kommt zu Bewusstseinsstörungen bis zur Bewusstlosigkeit, Verminderung der Urinmenge
Pathogenese Allgemein:
  • durch das Sinken des Herzminutenvolumens/Blutdruckabfall kommt es zu einer Aktivierung des Sympathikus und damit zu einer Steigerung der Herzfrequenz und Vasokonstriktion peripherer Gefäße
  • die periphere Durchblutung nimmt ab, die zentrale zu
  • nur noch die lebenswichtigsten Organe (Herz, Lunge, Gehirn) werden durchblutet
  • das intravasale Volumen nimmt zu, da vom Interstitium  Flüssigkeit ins Gefäßsystem strömt
  • dauert der Sauerstoffmangel zu lange an, werden immer mehr vasodilatierende Metaboliten gebildet, wodurch die Zentralisation nicht mehr aufrecht erhalten werden kann (=> die Arteriolen erweitern sich, Blutdruckabfall)
  • schließlich wird das Gewebe geschädigt (Nekrosen) und Flüssigkeit tritt ins Interstitium aus, wodurch die Viskosität des Blutete zunimmt, es gerinnt
Kompensierter Schock:
  • Ursache: Volumenverlust, Weitstellung der Gefäße, verminderte Herzleistung
  • es kommt zu einer Adrenalinausschüttung und damit zur Kontraktion der Arteriolen (Entleerung der venösen Blutspeicher), das Herz reagiert gegen den peripheren Hochdruck mit einer Frequenzsteigerung, gleichzeitig kommt es zu einer Zentralisation des Blutes
  • wenn diese Maßnahmen nicht ausreichen geht der kompensierte in einen dekompensierten Schock über
Dekompensierter Schock:
  • es kommt zu einem Sauerstoffmangel in der Peripherie und dadurch zur Histaminausschüttung (Weitstellung der Kapillare)
  • der Blutstrom wird verlangsamt (Mikrozirkulation), die Blutzirkulation in der Peripherie behindert (weitere Zentralisation), schließlich kommt es zur metabolischen Azidose, die zu Schäden an Gefäßen/Gewebe und Organen führt (z.B. Schockniere, Schocklunge)
Symptome
  • Allgemeinsymptome: kalter Schweiß, Unruhe, Teilnahmslosigkeit, erweiterte Pupillen, frieren/zittern
  • veränderte Bewusstseinslage: Unruhe, Angst, Apathie, Somnolenz, Koma
  • kardial: Tachykardie, Arrhythmien, harter, pochender, später schwacher, flacher Puls
  • Blutdruck:systolischer Wert sinkt (unter 90 mmHg), Blutdruck-Amplitude sinkt
  • Schockindex: größer 1,0
  • dermal: kalt/feuchte, blassgraue Extremitäten, periphere Zyanose
  • pulmonal: Hyperventilation, Dyspnoe (bei metabolischer Azidose)
  • verminderte Harnausscheidung (Oligurie)
Diagnose Anamnese: Allergien, Medikamente, Blutungen,  Vorerkrankungen (kardiopulmonal, renal, neurologisch, endokrin), Infektionen
Körperliche Untersuchung: Haut, Halsvenenfüllung, Herz/Lunge auskultieren, Bewusstseinsstand prüfen, Blutdruck, Herzfrequenz, Atemfrequenz, Körpertemperatur, Urinausscheidung
Labor: Blutbild, Gerinnung, Blutgruppe, Kreatinin, Elektrolyte, Blutzucker, CK
Apparative Diagnostik: EKG, Echokardiographie, Rö-Thorax/ Abdomen, Sonographie, CT

Komplikationen Bildung von multiplen Thromben, Verbrauch von Gerinnungsfaktoren, Bewusstlosigkeit, Atem-/Kreislaufstillstand, Nierenversagen (langfristig), Multiorganversagen

Therapie
  • Medikamentöse Therapie: Schmerzmittel und Sedierung
  • Apparative Therapie: EKG (Herzinfarkt, Rhythmusstörungen), Intubation
Schockausbreitung Zuerst wird durch Adrenalinausschüttung und Gefäßverengung der Kreislauf zentralisiert (Gehirn, Lungen, Herz, Nieren). Dauert dieser Zustand länger an dickt das Blut in den Kapillargefäßen ein (es kommt zum Zelluntergang durch Sauerstoffmangel: Übersäuerung), Die Azidose in den Gefäßen öffnet diese wieder und es strömen Thromben und Abbauprodukte ins Blut ein. Jetzt verschließen die Thromben auch die Gefäße der großen Organen und es kommt zum, Multiorganversagen.

 

Notfall

Schock:

  • Anruf: Notarzt
  • Allgemeinmaßnahmen: Patienten beruhigen, beengte Kleidung entfernen, Patient zudecken, rasche Blutstillung
  • Lagerung: Schocklagerung (außer beim kardiogenen Schock und akuten Erkrankungen an Lunge, Kopf, oberer Gastrointestinaltrakt)
  • Vitalzeichenkontrolle: engmaschig
  • Reanimation: Wiederbelebung
  • Zusatzmaßnahmen: Sicherung der Atemwege: evtl. Beatmung, O2-Zufuhr (4-6l/Min), venöse Zugänge: 2-3 großlumige zur Volumensubstitution
  • Medikamente: Flüssigkeitszufuhr: (keine beim kardiogenen Schock, Lungen-/ Kopfgeschehen) 500-1500ml 0,9% NaCl-Lösung (oder kolloidale Plasmaersatzlösungen)
Cave
Untersuchungen je nach Schockindex des Patienten, beim Manifesten Schock: keine weitere Untersuchungen, sondern lebensrettende Maßnahmen und Notarztruf.

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