Definition |
Bei der Schüttellähmung sterben verschiedene Nervenzellen langsam im Gehirn ab wodurch die Muskelbewegungen sich verlangsamen und Arme/Beine zu zittern anfangen
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Weitere Bezeichnungen (Synonyme) |
- Morbus Parkinson
- Parkinson-Syndrom
- Primäres/idiopathisches Parkinson-Syndrom
- Parkinsonsche Krankheit
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Vorkommen (vor allem bei) |
- Männer: zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr
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Stadien (Hoehn-und-Yahr-Skala) |
- Stadium 0: keine klinischen Symptome
- Stadium I: einseitige Symptomatik
- Stadium I,5: einseitige Symptomatik und axiale Beteiligung
- Stadium II: leichte beidseitige Symptomatik, keine Haltungsinstabilität
- Stadium II,5: wie II, Patient kann beim Zugtest das Gleichgewicht wiederherstellen
- Stadium III: geringe bis mäßige Behinderung, leichte Haltungsinstabilität, Selbstständigkeit noch erhalten
- Stadium IV: starke Behinderung, kann ohne Hilfe nicht stehen/gehen
- Stadium V: Patient im Rollstuhl/Bett
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Typen |
- Äquivalenz-Typ: Akinese/Rigor/Tremor sind gleich stark ausgeprägt
- Akinetisch-rigider Typ: Akinese/Rigor dominieren, Tremor nur leicht oder fehlt
- Tremordominanz-Typ: Tremor dominiert, Akinese/Rigor nur minimal
- Monosymptomatischer Ruhetremor: Ruhetremor dominiert
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Pathogenese |
Durch die Erkrankung kommt es zum fortschreitenden Verlust von dopamin-produzierenden Gehirnzellen (v.a. in der Substantia nigra) und damit zu einem Dopaminmangel (Dopamin notwendig für den un-/willkürlichen Bewegungsablauf)
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Ursachen |
- primäre (idiopathische) Ursachen:
- unbekannt
- evtl.: Erbanlage, Umwelt, Entzündungen, Vergiftungen (Pestizide/ Lösungsmittel), schweres Schädel-Hirn-Trauma, Medikamente
- sekundäre (symptomatische) Ursachen:
- Medikamente: Neuroleptika, Psychopharmaka, Kalziumantagonisten
- Gehirn: virale Infektionen des Gehirns, zerebrale Hirnarteriosklerose
- Allgemein: Entzündungen
- Intoxikationen: Mangan, Kohlenmonoxid
- metabolisch: Hypoglykämie, Urämie
- selten: Trauma, Tumoren
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Symptome |
- Frühsymptome: Muskelschmerzen/-verspannungen (Schulter-/ Armregion), Parästhesien, vegetative Störungen, Depression, Missempfindungen
- Bewegungsstörungen: unterschieden werden Plussymptome mit erhöhter Aktivität (Tremor) von den Minussymptomen mit erniedrigter Aktivität (Hypokinese, Rigor); Beginn fast immer schleichend, einseitig (häufig nur als Schweregefühl, Steifigkeit), oft mit Gelenkschmerzen und depressiven Tendenzen, Restless-Legs-Syndrom
- Hypokinese/Akinesie (fehlende oder verlangsamte Motorik und fehlende Mitbewegung):
- Arme schwingen nicht mit beim Gehen; Starten und Beenden einer Bewegung fällt schwer; in schweren Fällen kann Bewegung nicht mehr gestoppt werden, reduzierte Finger-/Fußgeschicklichkeit
- kleinschrittiger Gang, vermehrte Wendeschritte, Haltung gebückt nach vorne, Gang schlurfend, Gangunsicherheit, bleibt auf halben Weg stehen
- Maskengesicht (Talgproduktion stark erhöht: glänzende Gesichtshaut), seltenerer Lidschlag, leise monotone Stimme, undeutliches Sprechen, Speichelfluss erhöht, Schlucken verzögert
- Mikrographie: Schrift wird kleiner während des Schreibens, unleserlich
- Rigor: Muskelsteifheit, erhöhter Muskeltonus (bei passiver Bewegung spürbar), Muskelschmerzen, leichte Beugung von Ellbogengelenk/Rumpf/Nacken; Zahnradphänomen: Extremitäten reagieren bei passiver Bewegung mit ruckartigen Sperrungen, beim Entfernen des Kopfkissens bleibt der Kopf in der Luft
- Tremor: grobschlägig,v.a.in Ruhe (Ruhetremor), Haltetremor, bei zielgerichteten Bewegungen vermindert: „Münzenzählertremor“, „Pillendrehen“; im Schlaf nicht vorhanden
- vegetative Symptome: Minderung des Geruchssinns, vermehrter Speichelfluss, Schluckstörungen, gestörte Schweißsekretion, Hitzewallungen, Obstipation, Harnverhalt, Hypotonie, Sexualstörungen, Schlafstörungen, Blasenfunktionsstörungen, Störungen der Blutdruck-/ Temperaturregulation
- psychische Störungen: depressive Stimmung, verlangsamte Denk-/ Wahrnehmungsvorgänge, allgemeine Müdigkeit, reizbar, misstrauisch, starrköpfig, Stimmungslabilität (Affekte können nicht mehr zurückgehalten werden), teils auch in sich gekehrt, Halluzinationen, Apathie, in 25% kommt es zu einer Demenz, Verfolgungswahn
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Diagnose |
Anamnese: Beginn, Verlauf, Familienanamnese, psychische Veränderung, Infektion, Medikamente, Trauma, Beruf (Mangan, CO) Körperliche Untersuchung: neurologischer Status, Ganzkörperuntersuchung, Pyramidenzeichen Tests: L-Dopa-Test, Apomorphin-Test, Schellong-Test, Kipptischuntersuchung, Pull-Test, Pendel-Test, Wartenberg-Test Apparative Diagnostik: CT, MRT, EEG, Tomographie, Polysomnografie |
Differentialdiagnose |
- Nervensystem: arteriosklerotische Enzephalopathie, frontale Hirnschädigungen (Tumoren), Tremor, Depressionen
- allgemein: Neuroleptika induziert, Kupferstoffwechselstörung
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Komplikationen |
- Stürze (Kontraktionen)
- Demenz
- Depressionen
- Dyskinesien
- hypo-/akinetische Krisen
- Infektionen
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Therapie |
- Allgemeinmaßnahmen: Behandlung der Symptome, regelmäßige Krankengymnastik, Gangschulung, Logopädie, Ergotherapie, psychosoziale Betreuung, warme Bäder, wechselwarme Waschungen
- Ernährungstherapie: eiweißarme Kost
- Naturheilkundliche Therapie: Aderlass, Akupunktur, Bachblüten, Baunscheidtieren, Homöopathie, Schröpfen
- Medikamentöse Therapie: L-Dopa, Dopaminagonisten, Anticholinergika, Dopaminantagonisten, MAO-Hemmer, Antiemetika, Antidepressiva, COMT-Hemmer
- Operative Therapie: Stimulation des Nucleulus subthalamicus (tiefe Hirnstimulation), im Extremfall stereotaktische Operation (Eingriff am Hirn: Zielgebiete ausschalten, Hirnschrittmacher)
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Prognose |
Lebenserwartung kaum reduziert, langsam progredient, Heilung nicht möglich, chronisch fortschreitend.
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