Anamnese - Diagnose
Sensibilität US

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Untersuchung der Sensibilität

Bei Routineuntersuchungen genügt zunächst die grobe Untersuchung von Schmerzempfindung, Zahlenschrift und Vibrationsempfindung, erst bei festgestellten Störungen erfolgen weiter gehende Tests. Sensibilitätsprüfungen erfolgen bei geschlossenen Augen (werden Seiten vergleichend durchgeführt).

Einteilung
  • periphere Sensibilitätsstörungen: Läsionen (Schädigungen) an Hinterwurzeln, peripheren Nerven, Plexus: dem Verlauf peripherer Nerven entsprechen eng umschriebene Areale mit Ausfällen der Sensibilität; symmetrische handschuh- oder strumpfförmige Störungen: Zeichen peripherer Polyneuropathie
  • zentrale Sensibilitätsstörungen: Läsionen (Schädigungen) der aufsteigenden sensiblen Bahnen im Rückenmark oder Hirnstamm (Cave: „Reithosen-Anästhesie“: es sind nur lumbale/sakrale Dermatome (Hautsegmente) betroffen)
Anamnese
  •  Parästhesien (Missempfindungen, „Ameisenlaufen“)
  • Taubheitsgefühl
  • veränderte Schmerzwahrnehmung/Temperaturempfindlichkei
Tests
  • Schmerzempfindung: leichtes Kneifen in Hautfalten, mit spitzem Gegenstand berühren, an Hauthaaren ziehen
  • Zahlenschrift (Untersuchung des räumlichen Auflösungsvermögens): mit einem Streichholz auf die Haut „geschriebene“ Zahlen sollen erkannt werden; Zweipunktediskrimination: Wahrnehmung von 1 oder 2 Berührungspunkten
  • Vibrationsempfindung: eine Stimmgabel (64 bzw. 128 Hz) wird auf die Haut über Knochen aufsetzen: Finger-/Fußknöchel, Schienbein, Schlüsselbein (dabei ist darauf zu achten, dass die Vibration und nicht nur das Aufsetzen wahrgenommen wird), der Patient hat die Augen geschlossen; aufgehoben bei Polyneuropathien (Diabetes mellitus, Alkoholkrankheit)
  • Berührungsempfindung: sanftes Bestreichen mit Wattebausch, Pinsel oder Fingerbeere
  • Spitz-/Stumpfdiskrimination: abwechselnd mit spitzem und stumpfem Ende des Bleistifts
  • Temperaturempfindung: mit kaltem und warmem Wasser gefüllte Reagenzgläser abwechselnd aufsetzen
  • Lagesinn: einzelne Finger/Zehen werden passiv bewegt, der Untersuchte soll bei geschlossenen Augen die Richtung der Bewegung angeben können; Stehversuch nach Romberg: Patient soll mit geschlossenen Augen gerade stehen können
  • Stereognosie: Erkennen von Gegenständen durch Tasten
  • Temperaturempfinden: in Reagenzgläser einmal kaltes und einmal warmes Wasser geben
 Auswertungen
  • Sensibilitätsstörungen einer Körperhälfte (Hirnläsionen)
  • Sensibilitätsstörungen im Verlauf der Dermatome (Läsionen (Schädigungen) der Nervenwurzeln)
  • Sensibilitätsstörungen an den Händen und Füßen (Polyneuropathie)
  • Sensibilitätsstörungen scharf begrenzter Areale (Läsionen peripherer Nerven)

 

Merke
Sensibilität:

  • Oberflächensensibilität: Berührungsempfindung, Zweipunktediskrimination, Schmerzempfindung, Temperaturempfindung
  • Tiefensensibilität: Bewegungsempfindungen, Vibrationsempfindungen

 

Merke
Sensibilität:

  • Parästhesie: Kribbeln, Brennen, Prickeln
  • Dysästhesie: quälende Parästhesien
  • Hypästhesie/Anästhesie: herabgesetzte/aufgehobene Berührungsempfindung
  • Hyperästhesie: gesteigerte Empfindung
  • Hyperalgesie: verstärkte Berührungsempfindung bei normalen Reiz

 

Merke
Sensibilität:

  • Hypalgesie: vermindertes Schmerzempfinden
  • Analgesie: aufgehobenes Schmerzempfinden
  • Hyperalgesie: Schmerzüberempfindsamkeit
  • Allodynie: Schmerzen bei Reizen, die keinen Schmerz auslösen