Symptome (Leitbilder)
Supraventrikuläre Herzrhythmusstörung

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Supraventrikuläre Herzrhythmusstörung (SVES)

Bei der supraventikulären Herzrhythmusstörung handelt es sich um eine Störung des Rhythmus des Herzschlages, bei dem das pathologische Erregungszentrum im Bereich der Vorhöfe liegt. Es kommt hierbei zu einer vorzeitigen Erregung der Vorhöfe.


Leitmerkmale:  je nach Ort des Erregungszentrums verschieden
Definition Als supraventrikuläre Herzrhythmusstörung bezeichnet man einen nicht natürlichen Herzschlag, der von den Vorhöfen ausgeht

Einteilung/
Symptome
  • Sinustachykardie: Frequenz: 100-160 Schläge/Min., regelmäßiger Sinusrhythmus, normaler QRS-Komplex, P-Wellen sind vorhanden aber evtl. nicht erkennbar, Verminderung des Schlagvolumens, Herzminutenvolumen und Blutdruck nehmen ab: Herzstolpern, Schwindel
  • Paroxysmale Tachykardie (anfallsweißes Herzjagen): plötzliche Herzfrequenz von 150-220 Schlägen/Min. ohne erkennbaren Anlass: Schwindel, Angina pectoris, Atemstörungen, leichte Ohnmachtsanfälle (kann Minuten bis Tage anhalten), Angst
  • Vorhofflattern: 250-300 Schläge/Min.; nur jede 2. oder 3. Erregung wird übergeleitet (Kammerfrequenz: 125-150), sägezahnartige Flatterwellen im EKG, Vorbote vom Vorhofflimmern
  • Vorhofflimmern: 350-600 Schläge/Min.; keine wirksamen Vorhofaktionen, Gefahr der absoluten Arrhythmie, Thrombenbildung (Gefahr von arteriellen Embolien), feinschlägige Flimmerwellen im EKG, führt zur Polyurie, Synkopen, Dyspnoe, Herzrasen-/klopfen
Ursachen
  • Sinustachykardie:
    • Erhöhung des Sauerstoffbedarfs (psychische und körperliche Belastung, Schilddrüsenüberfunktion, Fieber)
    • Verschlechterung des Sauerstoffangebotes an die Zellen (geringere Sauerstoffkonzentration: Höhe, Blutverlust, verminderte Herzleistung (Myokarditis), Anämie, Schock)
    • Reizung des Sympathikus: Alkohol, Koffein, Nikotin, Medikamente
  • paroxysmale Tachykardie:
    • vegetative Fehlregulation
    • Noxen: Nikotin-/Kaffeeabusus, Digitalisüberdosierung
    • starke körperliche Belastung
    • Erkrankungen: Fokalinfektion (=Herdinfektion), Hyperthyreose, Hypertonie, Herzerkrankungen
  • Vorhofflattern:
    • extrakardial: vorausgegangene Herzkrankheit (Gefahr des Kammerflattern), Hypertonie, Stress, exzessiver Alkohol-/Kaffeegenuss, Thoraxtrauma, Lungenembolie
    • Herz: rheumatische Klappenveränderungen, Mitralklappenstenose, Peri-/ Myokarditis, KHK
  • Vorhofflimmern:
    • extrakardial: Intoxikationen (Nikotin, Alkohol, Kaffee), Elektrolytstörungen, Hyperthyreose, arterielle Hypertonie, Lungenembolie, emotionale Erregung
    • Herz: Mitralklappenstenose, Myokarditis, akuter Herzinfarkt, Karotissinus-Syndrom, KHK, Linksherzinsuffizienz, Kardiomyopathien, Vitien, Rheuma
Symptome Siehe Einteilung

Diagnose Anamnese: Symptome (wie häufig?), Puls (Pulsdefizit)
Apparative Diagnostik: EKG (deformierte P-Welle, QRS-Komplex normal), Echokardiogramm, transösophagales Echo
Komplikationen
  • Blutdruckabfall
  • Schock
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: Vagusreizung, Betablocker, Antiarrhythmika, Herzglykoside, Elektrotherapie (Kardioversion)
  • bei Sinustachykardie: Beseitigung der Ursache, körperliche Training
  • bei paroxysmaler Tachykardie: Karotisdruckversuch, Eiswasser schlucken, Adenosin
  • bei Vorhofflattern: NOTFALL!! Klinikeinweisung: medikamentöse Rhythmisierung (Digitalis), Thromboseprophylaxe (ASS, Marcumar)
  • bei Vorhofflimmern: NOTFALL!! Klinikeinweisung: medikamentöse Rhythmisierung (Digitalis), Defibrillation, Thromboseprophylaxe (ASS, Marcumar)
Prognose Rezidivrate nach elektrischer Kardioversion: 30% in der ersten Woche
Thrombembolie-Prophylaxe entscheidend.

Notfall

Notfallmaßnahmen bei einer paroxysmalen Tachykardie:

  • - Anruf: Notarzt
  • - Allgemeinmaßnahmen: Patienten beruhigen, beengte Kleidung entfernen, Patient zudecken
  • - Lagerung: wie es der Patient toleriert
  • - Vitalzeichenkontrolle: engmaschig
  • - Reanimation: wenn nötig
  • - Medikamente: Beta-Blocker (Arzt)
  • - Zusatzmaßnahmen: reflektorische Vagusreizung (Bulbusdruckversuch: Augäpfel), Carotissinus- Druck, Sauerstoffgabe, i.v.- Zugang, kaltes Wasser trinken lassen
Notfall

Notfallmaßnahmen bei Vorhofflattern/-flimmern:

  • - Anruf: Notarzt
  • - Allgemeinmaßnahmen: Patienten beruhigen, beengte Kleidung entfernen, Patient zudecken
  • - Lagerung: auf harte Unterlage lagern
  • - Vitalzeichenkontrolle: engmaschig
  • - Reanimation: wenn nötig, Defibrillation (falls vorhanden)
  • - Zusatzmaßnahmen: Sauerstoffgabe, i.v.- Zugang
Cave
Bei Vorhofflimmern kann es zu einer arteriellen Embolie (Gehirn) kommen.