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Urämie

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Urämie

Harnvergiftung ist eine weitere Bezeichnung für die Urämie. Bei der Urämie handelt es sich um eine Vergiftung des Blutes durch harnpflichtige Substanzen (Harnstoff, Phenole, Polyamine, Amine). Die Erkrankung hat dadurch Auswirkungen auf den ganzen Körper, vor allem aber auf das Gehirn. Die Übergänge zu einer chronischen Niereninsuffizienz sind fließend. Unbehandelt führt die Erkrankung zum Koma und später zum Tod. Wichtig ist es so schnell sie möglich die Gifte aus dem Körper zu entfernen (Dialyse).


Leitmerkmale: Juckreiz, urämische Mundgeruch, Neuropathien, Perikarditis, Enzephalopathie
Definition Unter einer Urämie verseht man ein Krankheitsbild mit vermehrten Auftreten von harnpflichtigen Substanzen im Blut

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Harnvergiftung
Einteilung
  • akute Urämie: plötzlicher Beginn mit ausgedehnter Ödembildung / Blutdrucksteigerung (5- 10 Tage nach einem akuten Nierenversagen)
  • chronische Urämie: mit schleichenden Symptomen (über Jahre sich entwickelnde chronisches Nierenversagen)
Ursachen
  • fehlende/ungenügende Nierenfunktion: die Nieren können die harnpflichtigen Substanzen nicht mehr vollständig aus dem Blut entfernen
  • Abnahme der glomerulären Filtration
  • verstärkte tubuläre Rückresorption
Risikofaktoren
  • Nieren: Zystennieren, Glomerulonephritis, IGA-Nephropathie, terminale Niereninsuffizienz, akutes Nierenversagen, Nierentumore
  • Erkrankungen: kardiorenales Syndrom, hepatorenales Syndrom, Diabetes mellitus
Symptome
  • Herz/Gefäße: Kardiomyopathie, Perikarditis, Herzrhythmusstörungen, Hypertonie
  • Atemsystem: Pleuritis, Lungenödem, Kussmaul-Atmung, Dyspnoe
  • Harnsystem: Versagen der Urinausscheidung
  • Nervensystem: Somnolenz, Amnesie, Verwirrtheit, Desorientierung, Erregungszustände (Reizbarkeit), Taubheitsgefühle, Hirnödem, Polyneuropathie, unwillkürliche Muskelzuckungen, Gangstörungen, Krämpfe, Enzephalopathie, Restless-Legs-Syndrom, Lähmungen, Tremor
  • Verdauungstrakt: Foetor uraemicus, Singultus, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Entzündungen (Gastritis/ Kolitis), Gewichtsabnahme
  • Haut: Aszites, Juckreiz, Zyanose, Pigmentstörungen, Cafe-au-lait-Flecken, Harnstoff in der Haut (Urohidrosis)
  • Knochen: Osteodystrophie (Frakturen)
  • Augen: Blindheit, Schwachsichtigkeit 
  • Stoffwechsel: Wachstumsstörungen, sekundärer Hyperparathyreoidismus
  • Genitale: Impotenz, Amenorrhoe
  • Allgemeinsymptome: Müdigkeit, Kopfschmerzen, Amyloidose, Persönlichkeitsveränderungen, Schlafstörungen
Diagnose Anamnese: Klinik, Vorerkrankungen
Körperliche Untersuchung: ganzer Körper
Labor: Erythrozyten vermindert, Thrombozyten vermindert, Gerinnung, Harnstoff, Kreatinin, Kalium, Calcium, Phosphat
Apparative Diagnostik: Sonografie (Nieren), Röntgen, EKG
Differentialdiagnose
  • hepatische Enzephalopathie
  • Alkohol-/Drogenintoxikation
  • Hirntumor
  • diabetisches Koma
  • Meningitis
Komplikationen
  • Tod
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: bilanzierte Flüssigkeitsaufnahme, Behandlung der Ursachen/Symptome, Intensivüberwachung
  • Ernährungstherapie: eiweißarm, kalorienreich
  • Medikamentöse Therapie: Diuretika, Calciumantagonisten, Betablocker, ACE-Hemmer, AT1-Antagonisten
  • Operative Therapie: Dialyse, Nierentransplantation
Notfall

Notfallmaßnahmen bei einer Urämie:

  • - Anruf: Notarzt (Tel.112)
  • - Allgemeinmaßnahmen: Patienten beruhigen, beengte Kleidung entfernen, Patient zudecken
  • - Lagerung: erhöhter Oberkörper, Beine tief, bei Bewusstlosigkeit: stabile Seitenlage
  • - Vitalzeichenkontrolle: engmaschig
  • - Reanimation: Wiederbelebung
  • - Zusatzmaßnahmen: Sauerstoffgabe, i.v.- Zugang, Intensivversorgung