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Verbrennung

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Verbrennung

Verbrennungstrauma, Combustio, Kombustion, Brandverletzung sind eitere Bezeichnungen für eine Verbrennung. Bei der Verbrennung handelt es sich um einen lokalen Gewebeschaden durch Einwirkung von thermischer (Feuer, heißes Wasser, Wasserdampf) elektrischer oder chemischer (Chemikalien) Energie auf die Haut. Ab 30% betroffener Körperoberfläche wird es lebensbedrohlich. Bei offenen Verbrennungen können Erreger über die Wunden in den Körper gelangen. Es kommt hierbei zu einem Untergang von Zellen. Der Körper reagiert darauf mit einer Entzündung und verursacht durch Lecks in den Kapillaren Ödeme.


Leitmerkmale: je nach Verbrennungsgrad: von Rötung bis zur Verkohlung, starke Schmerzen
Definition Als Verbrennung bezeichnet man eine Gewebeschädigung verursacht durch Hitze, UV- Strahlung oder ionisierter Strahlung

Weitere Bezeichnungen
(Synonyme)
  • Verbrennungstrauma
  • Combusti
  • Kombustion
  • Brandverletzung
Einteilungen/Symptome Die Gefährlichkeit einer Verbrennung hängt von ihrer Tiefe und Ausdehnung ab:
  • Grad I: lokale Schwellung/Rötung, Schmerzen, der Wundgrund ist trocken/überwärmt, Schädigung der Oberhaut (Erythem, Ödem), Spontanheilung, ohne Narben (Sonnenbrand)
  • Grad II: die gleichen Symptome wie in Grad 1, dazu: Brandblasen (Epidermis löst sich ab),starke Schmerzen, der Wundgrund ist feucht, es tritt Flüssigkeit ins Gewebe  über (erweiterte Blutgefäße), der Defekt reicht bis in die Lederhaut (Corium), es können Narben bestehen bleiben
  • Grad III: Nekrosen (die Epidermis ist vollständig zerstört), graufleckige bis weiße Haut, kein Schmerz, die ganze Haut ist betroffen, die Hautanhangsgebilde und die Nerven sind zerstört, keine Heilung, Gefahr des Volumenmangelschocks
  • Grad IV: zu Grad 3: Verkohlung der Unterhaut (Subcutis)/ Knochen/ Sehnen/Muskulatur, keine Schmerzen, Heilung nicht möglich
Berechnung der
verbrannten Haut
9-er Regel (nach Wallace):
  Erwachsener Kind (5 j.) Säugling
Kopf 9% 15% 21%
Re/li Arm Je 9% Je 9% Je 9%
Thorax vorne 18% 18% 18%
Thorax hinten 18% 18% 18%
Re/li Bein Je 18% Je 17% Je 14%
Schweregrad Abhängig von:
  • Anteil der verbrannten Hautoberfläche
  • Anteil tiefer Verbrennungen
  • Lokalisation der Verbrennung
  • betroffene funktionellen Körperzonen
Wirkung auf den Gesamtorganismus
  • Aktivierung der Gerinnungskaskade
  • Aktivierung des Komplementsystems
  • Aktivierung der Thrombozyten und -aggregation
  • direkte und indirekte Endothelschädigung (Schaden der Innenhaut von Blutgefäßen)
  • Granulozyteneinwanderung und -aktivierung
  • Makrophageneinwanderung (Fresszellwanderung)
  • Immunmodulation durch Interleukine
Pathogenese Durch die Hitzeeinwirkung kommt es zur Schädigung des oberflächigen Gewebes (Entzündungszeichen). Dringt die Verbrennung weiter in die Haut ein so kommt es zur erhöhten Durchlässigkeit des Kapillargewebes (Erweiterung der Gefäße), was zu Ödemen/Flüssigkeitsverlusten und schließlich zum hypovolämischen Schock führt

Ursachen
  • heiße Flüssigkeiten/Gegenstände
  • Flammen/ Feuer
  • Expolsionen
  • ätzende Chemikalien
  • heiße Gase
  • UV-/ ionisierte Strahlen
  • Strom
  • Reibung
  • Kontakt mit heißem Material
Symptome
  • Haut: Rötung, Blasenbildung, Schwellung
  • Allgemeinsymptome: starke Schmerzen
Diagnose Anamnese: Klinik, Trauma
Körperliche Untersuchung: Haut (Ausmaß/ Tiefe der Verbrennung), Blutdruck, Puls
Labor: Blutbild, Gerinnung, Elektrolyte
Komplikationen
  • schwerste Allgemein- und Organschädigungen (Verbrennungskrankheit)
  • Schock
  • akutes Nierenversagen
  • SIRS
  • Infektionen
  • Ileus
  • Stressulcus
  • Sepsis
Therapie
  • Allgemeinmaßnahmen: Wunde kühlen/ steril abdecken, Flüssigkeitszufuhr
  • Ernährungstherapie: kalorienreih, Vitamine, Mineralstoffe
  • Medikamentöse Therapie: Antibiotika, Analgetika, Thromboseprophylaxe
  • Operative Therapie: nekrotisches Gewebe entfernen, Hautverpflanzung
  • Therapie nach Verbrennungsgraden:
    • Grad 1: Kühlen mit kaltem Wasser, lokal Glucokortikoide
    • Grad 2: Volumensubstitution, sterile Abdeckung, lokale Glucokortikoide, evtl. Schmerzmittel
    • Grad 3/4: Schocklagerung, Flüssigkeitszufuhr, Notarzt
Prognose Hängt ab von:
  • der verbrannten Hautoberfläche
  • Alter (über 60 Jahre sehr ungünstig)
  • Verbrennung durch Inhalation
Notfall

Notfallmaßnahmen bei Verbrennungen:

  • - Anruf: Notarzt, Notruf 112
  • - Allgemeinmaßnahmen: Patienten beruhigen, aus Gefahrenzone bringen, Kleiderbrände sofort löschen (Wasser, mit Tüchern die Flammen ersticken, Feuerlöscher nicht ins Gesicht halten), Wunden sofort für 10-30 Min. kühlen (kein Eiswasser, am besten fließendes, kaltes Wasser: 10- 20 Grad C, nicht bei großflächigen Wunden), Kleidung entfernen (mit Wunden verklebte Kleidung am Körper lassen), übrigen Patient zudecken (Auskühlung vermeiden), Wunde keimfrei abdecken
  • - Lagerung: Schocklagerung, bei Bewusstlosigkeit stabile Seitenlage
  • - Vitalzeichenkontrolle: engmaschig
  • - Reanimation: Wiederbelebung
  • - Zusatzmaßnahmen: Sauerstoffgabe, i.v.- Zugang, evtl. sterile Wundauflage (Infektionsprophylaxe)
  • - Medikamente: Infusionen
Cave
Keine Brandsalbe, Puder, Mehl usw. auf die Brandwunden geben.
Merke
Je geringer die Schmerzen im Verhältnis zur verbrannten Fläche, desto schlechter die Prognose.
Merke
Verbrennungen über 9% der Hautoberfläche, Verbrennungen des Gesichtes, und 3. gradigen Verbrennungen immer in die Klinik einweisen.