Anästhesie
Zentraler Venenkatheter

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Zentraler Venenkatheter (ZVK)

Zentrale Venenpunktion, Zentralvenöser Zugang; dünner Kunststoffschlauch, der in einer großen zentralen Körpervene liegt.

Allgemein
  • über ihn kann der Zentralvenöse Druck gemessen werden
  • die Spitze des Katheters liegt 2-3 cm vor dem rechten Vorhof
  • eine Diskonnektierung zwischen Katheter und Infusionsbesteck sollte man auf eine Minimum reduzieren
  • die Anlage ist Arztsache
  • die Liegedauer kann bis zu 3 Wochen sein
  • die Einstichstelle muss täglich kontrolliert werden
  • Cave: bei Fehlpunktion der V. subclavia darf die V. subclavia auf der anderen Seite nicht mehr punktiert werden (Gefahr des beidseitigen Pneumothorax)
  • bei sehr starken Blutungen ist es sinnvoller viele großlumige periphere Zugänge oder eine venöse Schleuse zu legen
Einteilung
  • die zentralen Venenkatheter unterscheiden sich, je nach Menge der Zugänge (1-/2-/3-/4-Lumen, evtl. bis 7 Lumen) oder auch in ihrer Länge (kurz für den Hals, längere für Unterarm-/Oberschenkel-Zugänge)
Arten/Punktionsstellen
  • Jugularis-interna-Katheter: liegt in der V. jugularis interna (Hals), Standardzugang, geringe Komplikationsrate (Apoplex), Kontraindikation: große Struma
  • Subclavia-Katheter: liegt in der V. subclavia (Schlüsselbein), mehrere Komplikationen (Pneumonie, Luftembolie, Hämatothorax), aber leichte Punktion, geringe Infektionsrate, sehr angenehm für den Pateinten,  Kontraindikationen: Frakturen des Schultergelenks, Lungenemphysem
  • Basilica-Katheter: liegt in der V. basilica (Unterarm), leichte Punktion in der Ellenbeuge, aber langer Weg, Gefahr des Abknickens
  • Femoralis-Katheter: liegt in der V. femoralis (Oberschenkel), große Infektions- / Thrombosegefahr, das Bein muss ruhig gehalten werden, keine Bestimmung des ZVKs möglich
Indikation
  • Zufuhr von großen Mengen an Infusionen, Blutkonserven
  • Zufuhr von Medikamenten, die periphere Venen reizen (Zytostatika, einige Antibiotika)
  • Zufuhr von  kreislaufwirksamen Medikamenten herznah
  • schlechte periphere Venenverhältnisse (Schock)
  • voraussichtlich hohen Blutverlusten (Operationen, Verletzungen)
  • zur Infusionstherapie (Überwachung durch den zentralen Venendruck)
  • große/lange Operationen
  • Schock
  • regelmäßige häufige Blutentnahmen
  • parenteraler Ernährung
  • Hämodialyse, Hämofiltration
  • Messung des zentralvenösen Drucks (ZVD)
  • Einführung von diagnostischen Kathetern (Pulmonaliskatheter)
  • Schrittmacher
Instrumentarium
  • Punktionsset mit Nahtset
  • Moltextuch als Unterlage
  • Zentraler Katheter (Art siehe oben bei Verwendung)
  • Annaht
  • Kontrollgerät zur elektronischen Überprüfung
  • Braunoderm® (Desinfektionsmittel)
  • 20- 40 ml NaCl 0,9 %
  • 1 sterile Spritze ( je nach Narkosearzt) 5 –20ml
  • 1 Kanüle Nr. 1
  • sterile Handschuhe
  • steriler Kittel mit Mundschutz und Haube
  • Verbandsmaterial
  • Dreiwegehahn, Infusionsbesteck, Infusionsflasche
Lagerung
  • Oberkörper tief, damit zum einen eine bessere Venenfüllung erreicht wird und zum anderen eine Luftembolie vermieden werden kann
  • der Kopf des Patienten wird dabei auf die Gegenseite gedreht
Durchführung
  • Aufklärung des wachen Patienten über den Ablauf,/Sinn und die Gefahren
  • den Patienten in Kopftieflage (Trendelenburg 15-200) bringen (bessere Venenverhältnisse, Minimierung einer Luftembolie); Kontraindikation: erhöhter Hirndruck, Herzinsuffizienz, respiratorische Insuffizienz
  • Anziehen eines sterilen Kittels/Mundschutz/Haube und sterile Handschuhe
  • säubern und entfetten der Einstichstelle mittels alkoholischen Desinfektionsmittel (evtl. Rasur)
  • Hautdesinfektion durch erneutes Besprühen der Einstichstelle mit einem alkoholischen Desinfektionsmittel ( Einwirkzeit beachten)
  • Abdecken der Umgebung zur Punktionsstelle mit einem sterilen Lochtuch
  • Inspektion der Punktionsstelle mittels Ultraschall
  • evtl. Lokalanästhesie (bei wachen Patienten)
  • sterile Punktion der Vene mittels Seldinger-Technik blind oder mittels Ultraschall
  • kommt Blut über die Nadel zurück entfernt man den Mandrin
  • pulsiert das jetzt aus der Nadel rinnende Blut nicht ist man an der richtigen Stelle (nicht arteriell)
  • über die im Blutgefäß liegende Punktionsnadel wird ein Draht geschoben (Seldinger-Draht)
  • die Punktionsnadel wird über den Draht zurückgeschoben und aus dem Körper entfernt
  • über den Draht wird ein Dilatator eingebracht, der den Zugang erweitert soll
  • der Dilatator wird wieder entfernt und über den noch liegenden Draht der eigentliche Katheter in das Blutgefäß geschoben
  • über den Draht und mittels Monitor kann man die richtige Lage des Katheters jetzt überprüfen (geht nicht bei Vorhofflimmern, eine sichtbare P-Welle ist zur Messung Voraussetzung): richtig ist es wenn beim vorschieben des Katheters Hohe P-Wellen auftreten, diese aber beim Zurückziehen wieder verschwinden
  • danach wird der Draht entfernt und die Lage des Katheters mittels Aspiration von Blut überprüft
  • jetzt werden die verschieden Lumina des Katheters mit steriler NaCl 0,9% durchgespült
  • zum Schluss wird der Katheter mittels Hautnaht fixiert und mit einem sterilen Verband abgedeckt
  • jetzt wird zum Offenhalten des Katheters eine Infusion mit 3-Wege-Hahn angeschlossen
  • evtl. Röntgenkontrolle (richtige Lage des Katheters)
  • ständige Überwachung auf Entzündungszeichen
Überprüfung der Lage
  • es wird eine Infusionsflasche mit einem Drei-Wege-Hahn an den Katheter angeschlossen, danach die Flasche unter das Niveau der Einstichstelle gehalten, die Rollklemme ist dabei geöffnet. Jetzt muss Blut über das Infusionsbesteck zurückfließen. Hält man dann die Flasche wieder nach oben, muss die Infusion wieder zu tropfen anfangen (bei arterieller Lage würde jetzt das Blut weiter im Infusionsschlauch hochsteigen)
  • als Zweites kann die richtige Lage auch durch ein Kontrollgerät überprüft werden, das mit dem EKG- Monitor verbunden wird und Extrasystolen (P-Wellen-Erhöhung) anzeigt wenn der Katheter innerhalb des rechten Vorhof liegt
  • zum Ausschlusseiner versehentlichen arteriellen Punktion: Druckabnehmer anschließen, Blutgase
Kontraindikation
  • massive Gerinnungsstörungen
  • Hauterkrankungen an der Einstichstelle (Infektionen, Tumoren)
  • Lungenemphysem
  • Obstruktion der zu punktierenden Vene
  • bei/nach Herzoperationen: keine Punktionen an der rechten Halsseite
  • zerebrale Durchblutungsstörungen bei Punktion am Hals
  • ein-/beidseitige Karotisstenose
  • Zustand nach Punktion der anderen Seite
Komplikationen
  • Fehlpunktion (Arterie)
  • Blutungen
  • Pneumothorax
  • Hämatothorax
  • Perikarderguss
  • Luftembolie
  • Herzrhythmusstörungen
  • Verletzung des Plexus brachialis
  • Infektionen (Endokarditis, Sepsis)
  • Thrombosen, Thrombophlebitis
  • Nervenverletzung
  • Gefäßperforation
  • Horner-Syndrom
Therapie bei Komplikationen
  • Entfernen des Katheters
  • Kompression der Punktionsstelle
  • evtl. Pleuradrainage
  • Antibiotika
  • Heparin
Bilder

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