Krankheiten
Poliomyelitis

 Zurück zur alphabetischen Auswahl

Poliomyelitis (Kinderlähmung)

Durch Viren hervorgerufene Infektionskrankheit mit Schädigung des ZNS (=> schlaffen Muskellähmungen), 90% der Infizierten ohne Symptome.

Leitmerkmale: je nach Stadium: von grippalen Symptomen bis zur schlaffen Lähmung
Erreger Poliomyelitis-Viren (Enteroviren) Typ I-III

Ausbreitung Weltweit v.a. Entwicklungsländern

Ansteckung
  • fäkal-oral (Mensch zu Mensch, Schmutz, Wasser, Stuhl, Sekrete)
  • Tröpfcheninfektion
  • Schmierinfektion
  • v.a. im Sommer, bei 90 % keine Symptome, die Krankheit kann in jedem Stadium zur Ruhe kommen, bei 1 % kommt es zu einem schweren Krankheitsverlauf
Inkubationszeit 7-9 Tage (14 Tage)

Symptome Meist ohne Symptome

  • Prodromalstadium (2.-5. Tag)
    • Sommergrippe: Fieber, Müdigkeit, Kopf-/Gliederschmerzen.
    • Infektion des Rachens: Husten, Halsschmerzen
    • evtl. Magen-Darm-Symptome (=> Ansteckung anderer)
    • bei den meisten Menschen ist jetzt die Krankheit überwunden => Immunität

  • Latenzphase (1-2 Tage)
    • fieberfrei

  • Meningitisches oder präparalytisches Stadium: Latenzzeit: 2-3 Tage
    • erneuter Fieberanstieg („Dromedar-Fieber“)
    • Meningitische Zeichen: Nackensteifigkeit, Kopfschmerzen, starke Berührungsempfindlichkeit, gesteigerte Reflexe, Kernig-/Brudzinski-Zeichen
    • Krankheit kann komplikationslos ausheilen

  • Paralytisches Stadium (Lähmungsstadium): fließender Übergang
    • Schweißneigung, Tachykardie, Blutdruckschwankungen, Muskelschmerzen
    • schlaffe Lähmung (asymmetrisch) bei gleichzeitiger Entfieberung (nach dem Fieber treten keine weiteren Lähmungen auf)
    • Krämpfe, Bewusstseinseintrübung
    • meist sind die Beine betroffen: Muskelschmerzen heftig, keine Sensibiltiätsstörungen

  • Reparationsphase (2 Wochen nach Erkrankung):
  • Lähmungen bilden sich nach einigen Tagen zurück (Jahre), können aber auch von Dauer sein (50%)
  • auch „Morgenlähmung“ möglich: Kinder abends noch gesund, morgens Lähmungszeichen
Diagnose Labor: Gewebskulturen aus Stuhl (ab 3. bis 4. Tag), Rachenabstrich (24-48 Std. nach der Ansteckung), Gurgelwasser, Liquor, Blut

Differentialdiagnose
  • Infektionen: virale Meningitis/Enzephalitis, grippale Infekte, Influenza, Polyneuritis, Tollwut
Komplikationen
  • bei einem Infekt des verlängerten Markes: zentrale Atemlähmung, Schluckstörungen, Kreislaufregulationsstörungen
  • bei Infekt im Großhirn: Bewusstseinsstörungen, Halbseitenlähmungen
  • bei Infekt der Zwischenrippenmuskulatur/Zwerchfell: Atemlähmung
  • Muskelatrophie, Skelett-/Gelenksveränderungen
  • Wachstumsstörungen der betroffenen Extremität
  • Letalität. 4-15 %
Immunität/Prophylaxe
  • lang anhaltende Immunität, aber nur gegen einen Virustyp
  • aktive Schutzimpfung mit abgeschwächten Viren
Therapie Symptomatisch (krankengymnastische Übungen)

Meldepflicht
  • Verdacht, Erkrankung, Tod (§§ 6/8 IfSG)
  • Namentliche Meldung (§§ 7/8 IfSG) des Erregernachweises
Kurzbeschreibung
  • das Virus wird oral aufgenommen
  • es kommt zu einer Vermehrung im Rachen/Darm (evtl. stille Feiung)
  • danach breitet sich das Virus über das Blut aus (ZNS, Rückenmark)

 

Cave
Bei einer akuten, schlaffen Lähmung besteht für den HP immer ein Behandlungsverbot

gg