Krankheiten
Primäres Bronchialkarzinom

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Bronchialkarzinom

 Von Bronchialepithel ausgehender Lungentumor (häufigster bösartiger Tumor; 25 % aller Krebstodesfälle, v.a. Männer, 55-65 Jahre)
Retentionspneumonie: Tumor verlegt den Bronchus, die dahinter liegende Teile entzünden sich.

 Leitmerkmale: Husten (therapieresistent), Bluthusten, Dyspnoe, Gewichtsverlust

Einteilung

Kleinzelliges Karzinom (25-30 %, SCLC; small cell lung cancer): zentrale Lage, frühzeitig Metastasen (Leber, Gehirn, Nebenniere, Skelett), schlechteste Prognose

Nicht kleinzelliges Karzinom (NSCLC; non small cell lung cancer):

  • Plattenepithelkarzinom (40-50 %): meist zentral, langsames Wachstum, frühe lymphogen/ hämatogene Streuung, häufig Blutungen, Zysten, Ulzerationen
  • Adenokarzinom (10-15 %): meist peripher, aus schleimproduzierenden Zellen, metastasiert eher spät, meistens Nichtraucher
  • Großzelliges Karzinom (5-10 %): das Plattenepithel betroffen, frühe Metastasierung (Leber, Gehirn, Knochen), führt schnell zum Tod
  • Alveolarzellkarzinom (1%): schwierig zu diagnostizieren, selten metastasierend

Pancoast-Tumor: Sonderform (meist Plattenepithel-Karzinom), Tumor in der Lungenspitze, wächst in die Umgebung ein (Rippen, Wirbelsäule, Plexus brachialis) => heftige Schmerzen, Lähmungen, Horner-Symdrom

TNM- Klassifizierung

T- Primärtumor

  • TX: Tumor nicht diagnostizierbar, nur Nachweis von malignen Zellen im Sputum/Bronchialsekret
  • T0: kein Nachweis eines Primärtumors
  • Tis: Carcinoma in situ
  • T1: Tumor maximal 3 cm im Durchmesser, keine Infiltrationen
  • T2: Durchmesser über 3 cm, Befall des Hauptbronchus, Infiltration in die Pleura, Atelektasen/obstruktive (einengende) Entzündungen
  • T3: Infiltrationen in Brustwand/Zwerchfell/mediastinalePleura/Perikard; oder Tumor im Hauptbronchus, oder Tumor mit Atelektasen/obstruktiver Entzündung der ganzen Lunge
  • T4: Infiltration in Mediastinum/Herz/große Gefäße/Trachea/Ösophagus/ Wirbelkörper, oder Tumor mit malignem Pleuraerguss

N-regionale Lymphknoten

  • N0: keine regionären Lymphknoten befallen
  • N1: Metastasen in peribronchialen/Hiluslymphknoten
  • N2: Metastasen in mediastinalen/subcarinalen Lymphknoten
  • N3: Metastasen außerhalb der Lunge, um sie herum

M-Fernmetastasen

  • M0: keine Fernmetastasen
  • M1: Fernmetastasen

Pathogenese

Durch ständige Reizung des Plattenepithels der Bronchien kommt es zum Aufquellen der Bronchialschleimhaut mit späterem Verlust des zelltragenden Epithels. Durch Verschmelzen der einzelnen Zellen kommt es zum Tumor.

Ursachen

  • Einatmen von Giftstoffen (Noxen): Rauchen, Asbest, Chrom, Nickel, Quarzstaub, Blei, Teer, Strahlung, Luftschadstoffe (Feinstäube, Russpartikeln

Risikofaktoren

  • chronische Bronchitis
  • Lungennarben
  • genetische Disposition

Symptome

Keine Frühsymptome (sehr spät erst erkannt)! Erstes Zeichen meist ein Husten:

  • Tumorzeichen: Abgeschlagenheit, Gewichtsverlust, subfrebrile Temperaturen, Nachtschweiß
  • pulmonal: länger anhaltender trockener Reizhusten (therapieresistent) mit Heiserkeit, Thoraxschmerzen, Atemnot (Dyspnoe)
  • Allgemeinsymptome: rezidivierende (immer wiederkehrende) pulmonaleInfekte, Veränderungen eines „Raucherhustens“ (nächtliches Husten)
  • Auswurf: blutig (himbeergeleeartig)

Symptome bei invasivem Wachstum:

  • Heiserkeit, Schluckbeschwerden (Penetration (Eindringen) in den Ösophagus), gestaute Halsvenen, Horner-Syndrom, Zwerchfellhochstand, Belastungsdyspnoe

Symptome bei Metastasierung:

  • kardial: Perikarditis, Pleuritis, Herzrhythmusstörungen, atemabhängige Thoraxschmerzen
  • nerval: Krampfanfälle
  • Skelett: Wirbelsäulenschmerzen
  • in Leber, Nebennieren, Lunge, Skelett

Diagnose

Anamnese: Husten mehr als 3 Wochen, blutiges Sputum, Erkältungskrankheiten, auf die keine Therapie ansprechen, Rauchen, Gewichtsveränderungen, berufliche Belastungen
Körperliche Untersuchung: Allgemein-/Ernährungszustand, vergrößerte Lymphknoten, Zeichen der oberen Einflussstauung, Lebervergrößerung, Klopfschmerzhaftigkeit der Wirbelsäule
Labor: Anämie, Elektrolyte, Leber-/Nierenwerte, BSG, Tumormarker (NSE, SCC, TPA, CEA, CYFRA 21-1), Sputumanalyse
Apparative Diagnostik: Rö-Thorax (Rundherd, Hilusvergrößerung), CT, MRT, Szintigraphie (Metastasen), Bronchoskopie + Biopsie (Art des Tumors), Lungenfunktionsdiagnostik, Sonographie (Thorax, Abdomen), Angiographie, Knochenmarkspunktion

Differentialdiagnose

  • pulmonal: Pneumonien, chronische Bronchitis, Tuberkulose, Mykosen, gutartige Tumoren, Metastasen
  • allgemein: M. Cushing, Autoimmunerkrankungen

Komplikationen

  • lokale Stauungen durch Tumorgewebe mit den Folgen: Pneumonie, Pleuraerguss, Atelektasen, Lungenabszess; Penetration (Eindringen) in die Umgebung: z.B. Heiserkeit durch Kompression, Armlähmung, Horner-Syndrom
  • Metastasierung: vor allem über die Lungenvenen ins Herz, von dort in den Körperkreislauf, daher in alle Organe (Leber, Skelett, Nebennieren, Herz),  bevorzugt ins Gehirn
  • Bronchialverschlüsse (Retentionspneumonie)

Therapie

  • Allgemeinmaßnahmen: Atemübungen, Psyche, Kneipgüsse, Bewegung an frischer Luft
  • Ernährungstherapie: Regelmäßigkeit, ausreichend Eiweiß, Vitamine (E, C, A, B6), Selen, reichliche Flüssigkeitszufuhr, Gemüse (Grünkohl, Spinat, Rosenkohl, Rote Beete, Tomaten)
  • Naturheilkundliche Therapie: Darmsanierung, Enzymtherapie, Mistelpräparate, Phytotherapie, Thymustherapie
  • Medizinische Therapie:
    • Antiemetika, Analgetika, Erythrozytenzufuhr (Anämie)
    • Nicht-kleinzellige Tumoren: Operation, Strahlen-/Chemotherapie
    • Kleinzellige Tumoren: (früh Metastasen über den Blutweg) Chemotherapie, Bestrahlung
  • Palliative Maßnahmen (oft spät erst erkannt): Schmerzbehandlung, Hustendämpfung
  • Operative Therapie: evtl. Punktion von Pleuraergüssen, Rekanalisierung von Bronchialstenosen (Stent, Laser)

Metastasierung

Leber, Gehirn, Skelett, Nebennieren, Herz

Prognose

5- Jahre- Überlebensrate: 25 %, bei palliativ Behandelten: 5 %, insgesamt schlecht

Sonderform:
Pancoast-Tumor

Tumor in Lungenspitze.

Zusätzliche Symptome: Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Lähmungen/ Schwellung (Arme), Horner- Syndrom (Halssympathikus), Recurrensparese (Heiserkeit,Aphonie), Interkostalneuralgie

 

Merke
Adenokarzinome können „produktiv“ sein! Da sie aus Drüsengewebe bestehen, sondern sie unter Umständen vermehrt Stoffe aus ihrem Gewebe ab, die andere Krankheitsbilder erzeugen: z.B. Hyperkortisolismus (M. Cushing), Hyperkalzämie (vermehrt Parathormon).

Merke
Hämoptoe tritt erst im Spätstadium auf! Es kann dann auch zu Blut im Stuhl kommen.

Merke
Ein Bronchial-Karzinom metastasiert nicht „nur über die Lymphgefäße“.

Merke
Bei Veränderungen der Hustenfrequenz, Bluthusten, rezidivierenden/therapieresistenten Infekten immer auf ein Bronchial-CA hin untersuchen.

Cave
Warnsignale/ Verdacht auf Bronchial-Karzinom:

Mehr als 3 Wochen andauernder Husten, blutiges Sputum, kurze Asthma- oder Bronchitisanamnese, wiederholte Erkältungskrankheiten, die auf Therapie nicht ansprechen.
Sofort Überweisung zum Arzt.

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